Sonntag, 6. September 2015 18 Uhr
Pressemitteilung der Besetzer*innen des Kartäuserwall 14
Unter dem Zuspruch der Besetzer*innen und vieler Anwohner*innen haben heute nachmittag drei Wohnparteien den Kartäuserwall 14 bezogen. Es handelt sich um Wohnungslose, die das Haus langfristig bewohnen wollen.
Nach Hinzuziehung eines Rechtsanwalts und einer Diplomingenieurin stellen die Unterstützer*innen des Kartäuserwalls 14 fest:
Die in den beiden vom Amtsgericht herangezogenen Gutachten festgestellten Schäden sind vernachlässigenswert. Erhebliche Mängel, die eine auf Jahrzehnte angelegte Nutzung des Gebäudes beeinträchtigen könnten, werden nicht festgestellt. Es ist von einer Restnuntzungsdauer von mindestens 45 Jahren auszugehen. Die Notwendigkeit einer Abriss-Sanierung wird nur darin gesehen, dass eine Verwertung des Gebäudes, die den Profiterwartungen des Eigentümers entsprechen könnte, beeinträchtigt erscheint.
Dabei werden als Parameter Erwartungen zugrunde gelegt, die die Verwertung des Hauses in Anbetracht des Umfeldes bemessen. Das aber orientiert sich an dem, was man aus dem Stadtteil zukünftig herausholen kann und nicht an den derzeit im Stadtteil gepflegten Lebensformen. Dies bedeutet, dass dabei die Lebensinteressen der derzeitigen Bewohner bei gegenwärtiger Miethöhe unberücksichtigt bleiben.
Der eigentliche Grund für die Räumung ist die Möglichkeit 10 Euro Kaltmiete zu erzielen. Die aktuelle Miete erscheint dem Eigentümer nicht zumutbar. Wenn das allgemein zugrunde läge, wäre ein großer Teil der Bevölkerung im umliegenden Bereich in Altbausubstanz „beseitigungsfähig“.
Die Besetzer*innen des Kartäuserwalls 14 fordern die Stadt auf, sich für den Erhalt des Hauses einzusetzen: „Die Belange der Bewohner sind höher zu bewerten als ständig nach oben zu schraubende Mieten.“