Samstag 17.10.2015, 19:30h, Kolbhalle, Helmholzstr 8-32, Ehrenfeld
Wir erzählen von der – mittlerweile geräumten – Besetzung des Kartäuserwall 14 in der Kölner Südstadt, die den ganzen September lang bestand, und laden alle ein, dazu am Samstag in Kolbhalle zu kommen. Das Ganze findet im Rahmen des Membranfestivals statt. Im Anschluss läuft ab 22 Uhr der „Mietrebellen“ Film – gegen den Ausverkauf der Stadt.
Der Kartäuserwall 14 wurde am 04. September besetzt, zwei Tage nachdem Familie Montag, die dort fast 30 Jahre lebte, zwangsgeräumt wurde. Die jetzige Eigentümerin, die Gewerbepark Hüsten GmbH, kaufte das Haus vier Jahre vorher, und spekulierte damit, das Gebäude abzureissen, zwei Mini-Luxus-Stadthäuser neu zu bauen und diese für jeweils 750000 Euro verkaufen zu können. Der seit 1988 bestehende Mietvertrag und der Widerstand von Familie Montag lagen da allerdings als Steine im Weg. So wurde eine Zwangsräumung erst nach vierjährigem Rechtsstreit durchgesetzt, unter dem Vorwand, dass das Haus sei, so wie es ist, nicht verwertbar, und eine Sanierung darum ökonomisch nicht sinnvoll. Laut gerichtlichen Gutachten sei es so baufällig, dass die einzige Option der Abriss wäre. Das Bauaufsichtsamt erteilte 2013 schliesslich die Abriss- und Neubaugenehmigungen, ohne deren soziale Konsequenzen überhaupt in Betracht zu ziehen.
Ein komplett intaktes Haus, bewohnt und über die Jahre von Familie Montag in Eigenregie in Schuss gehalten, soll baufällig sein und damit abgerissen werden? Oder: die Südstadt ist beliebt, hohe Mieten und noch teureres Immobilieneigentum werden ohne grossen Protest bezahlt oder gekauft; aus dem günstigen Mietvertrag von Familie Montag lässt sich jedoch nicht soviel raus holen; vom Eigentümer wird deshalb ein Angriff gestartet, der die Zerstörung ihres Wohn- und Lebensraums zum Ziel hat, um die Pläne von zwei Mini-Luxus-Stadthäusern umsetzen zu können; bestehende, scheinbar sichere Mietverträge spielen hierbei keine Rolle mehr; Verwertung um jeden Preis.
Die Besetzung begann als Protest gegen die Zwangsräumung von Familie Montag und die weitere neo-liberale Verwertung der Südstadt durch Zerstörung von günstigem Wohnraum, geplant durch eine Immobilienfirma. Nach vier Wochen ist daraus mehr geworden. Die Besetzung wirft die Frage auf, wie wir leben wollen, wie wir alle(!), die wir in Köln leben oder hier ankommen, die Stadt als unseren Lebensraum gestalten wollen, so, das es uns gut geht. Sie ist ein Versuch, die Stadt ein Stück weit gemeinsam von unten zu organisieren, ohne undurchsichtige Stadtverwaltung, scheinbar demokratische Teilhabe, Gerichte und verworrene Firmenstrukturen, die versuchen, uns der Sprache und Handlungsmöglichkeiten zu entziehen.
Privateigentum ist kein Freifahrtschein. Die Besetzung des Kartäuserwall 14 war eine Möglichkeit, direkt zu Handeln, uns unseren Lebensraum in Köln teilweise wieder anzueignen, nicht einzeln alles hinzunehmen sondern gemeinschaftliche Sache zu machen.
Die Gewerbepark Hüsten GmbH wurde vom Widerstand aus dem Viertel überrascht und scheint mit ihren Plänen noch nicht durchgekommen zu sein. Momentan ruht der nach der polizeilichen Räumung begonnene Abriss des Kartäuserwall 14. Die Kosten für eingesetzte Securities zur Verhinderung einer Neubesetzung steigen somit erst mal täglich. Vorspiegelungen falscher Tatsachen seitens der Eigentümerin im Antrag zur Baugenehmigung legen die Vermutung nahe, dass diese nicht hätte erteilt werden können….
Weitere Infos:
Brief von Familie Montag zur Zwangsräumung aus dem Kartäuserwall 14
Web: https://karti14.noblogs.org
FB: Kartäuserwall-14
Twitter: @wohnenfueralle
Membranfestival: https://membranfestival.wordpress.com/