Bemerkenswertes Interview von GAG Vorstandsvorsitzender Uwe Eichner. Nachdem die Hochhäuser von den Eigentümern teilweise verfallen gelassen wurden, hat die GAG sie jetzt gekauft und plant erstmal die sozial Auslese…
vom KSTA, 14.05.2016
Chorweiler – GAG rechnet mit Zwangsräumunggen
Nachdem die GAG in der vergangenen Woche 1.200 Wohnungen in Chorweiler gekauft hatte, hat Vorstandsvorsitzender Uwe Eichner jetzt angekündigt, dass sich das Wohnungsbauunternehmen von einigen Mietern trennen will.
In den kommenden Wochen und Monaten werde man sich zunächst den Bestand anschauen, die Mieter befragen und auch die Verträge überprüfen, sagte er am Donnerstag vor Bezirkspolitikern.Das Ziel sei aber nicht nur die Instandsetzung der Häuser. „Wir wollen auch die Struktur der Mieterschaft etwas verändern, so dass es ein ausgewogenes Verhältnis gibt“, so Eichner. Dabei könne es sein, dass sich die GAG von Bewohner trenne. „Es wird Zwangsräumungen geben“, sagte der Vorstandschef. „Es gibt einige Mieter, die brauchen Hilfe.“ Etwa fünf Prozent der Bewohner in den rund 1.200 betroffenen Wohnungen, so schätzte Eichner, könnten für Probleme sorgen – beispielsweise ihre Miete nicht zahlen oder die Wohnung vermüllen lassen. Sie müsse man rauswerfen. Das gehe aber nicht ohne Fingerspitzengefühl. Erhalten wolle man die so genannten 238 Altenwohnungen, die beim Bau für ältere Menschen gedacht und dementsprechend barrierefrei gestaltet wurden.
Kündigungen „nur im Extremfall
Das Vorhaben wirkt auf den ersten Blick wie ein fester Plan, einen Teil der Mieter auszutauschen. Doch diesen Vorwurf weist Eichner zurück. „Das verneinen wir ganz deutlich“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Freitag. Bei der genannten Quote in Höhe von fünf Prozent handele es sich um einen reinen Erfahrungswert. Die GAG habe sich zum Beispiel im Görlinger Zentrum in Bocklemünd/Mengenich von einer ähnlichen Zahl an Mietern trennen müssen. „Eine Kündigung wird es nur im Extremfall geben“, versprach Eichner. Das könne etwa Bewohner betreffen, die ihre Miete konsequent nicht zahlen würden. Es würden zunächst Sozialarbeiter in die Häuser gehen und Gespräche mit den Mietern führen, um sie kennenzulernen. „Unser Ziel sind stabile Verhältnisse, weshalb wir keine weiteren Probleme hinzu holen wollen“, sagte Eichner. Man werde sich deshalb neue Bewohner genau anschauen.Die 1200 Wohnungen an der Stockholmer Allee und der Florenzer Straße standen seit 2005 unter Zwangsverwaltung. Das Unternehmen GAG erwarb die Immobilien für 47,1 Millionen Euro. Weitere 35 Millionen Euro will die GAG in den kommenden sechs Jahren in die Häuser investieren. Zudem hat sich das Unternehmen gegenüber der Stadt und dem größten Gläubiger, der NRW-Bank, verpflichtet, die Wohnungen 20 Jahre lang in den Preisbestand für den sozialen Wohnungsbau zu geben. Bei bestehenden Mietverhältnissen sollen nach der Instandsetzung 5,55 Euro pro Quadratmeter angesetzt werden, bei Neuverträgen 6,25 Euro.Ein erster Schritt sei es, neues Personal für die Häuser einzustellen, kündigte Eichner an. So sollen unter anderem neue Objektbetreuer, Hausmeister und Streetworker in einem neuen Büro vor Ort sowie in der Hauptverwaltung das Quartier „stabilisieren“. Die Zusammenarbeit mit viele lokalen Gruppen und Vereinen in den Stadtteilen sei geplant, man suche aktiv nach Kontakt. „Dafür haben wir 500.000 Euro pro Jahr eingeplant“, sagte Eichner.