Architektur für Reiche – das Gerling Quartier (Fette Eigentums-Party)

 

Zum Tag der Architektur ludt die Immofinanz AG alle ein, sich die „steingewordene Pracht“ der 400 Millionen Euro Investition im Friesenviertel zu feiern. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen, schließlich ist das diesjährige Motto: „Architektur für alle“.

Das Gerling-Quartier ist Kölns neuste und teuerste Gated Community. Architektur für alle… die sich eine Eigentumswohnungen für bis zu 16.000€/m² leisten können. 2015 wurde der erste Bauabschnitt des ehemaligen Versicherungssitzes feierlich eröffnet. Die von Jürgen Rothers (SPD) gelobte die „traditionelle Eleganz“, entstammt dem ehm. Arbeitsstab von Albert Speer. Wenn das Gerling-Quartier architektonisch für etwas steht, dann für die ungebrochene Übernahme nationalsozialistischer Ästhetik ins Nachkriegsdeutschland. Kann es in Zeiten von brennenden Flüchtlingsheimen und rassistischen Rechtsruck eine aktuellere Architektur für moderne Luxuswohnungen geben?

Wer sich dort keine Wohnung leisten kann, darf gütiger weise den „Piazza“ nutzen. Der Platz ist das soziale Feigenblatt des Quartiers. Mit seinen liebevollen Brunnenfiguren und Skulpturen (aus den Händen von NS-Bildhauer Arno Breker), lädt er zum Verweilen ein. Sorgsam behütet durch Securitys und Überwachungskameras, darf man hier die sozial-konforme Menschenkulisse für die Superreichen spielen. Was früher eine öffentliche Straße war, wurde für 226.000€ privatisiert. Die Stadt Köln hat sich über den Verkauf der Straße so gefreut, dass sie zugesichert hat, weiterhin alle Reinigungskosten zu bezahlen.

Das Marketing sollen sagen: „Freut euch, wie gut wir es haben“. Ganz nach dem neoliberalen Mantra: Fühlen sich die Reichen wohl, dann profitieren auch die Armen. Doch für die Nachbarschaft bedeutet das Gerling-Quartier steigende Mieten, Vertreibung und Wohnungsnot.

In Köln fehlt es an bezahlbaren Wohnraum. Fast die Hälfte aller Haushalte dürften aufgrund ihres geringen Einkommens eine Sozialwohnung beziehen, doch deren Anteil liegt in Köln nur bei 7,1%. In vielen innerstädtischen Veedeln gibt es keine Einzige. Geschätze 5000 Wohnungslose leben in der Stadt und über 4000 Geflüchtete sind immer noch in menschenunwürdigen Massenunterkünften und Provisorien untergebracht.

Doch nicht nur das, auch alternative und nicht kommerzielle Wohnformen werden zerstört. Die Kölner Wagenplätze „Wem gehört die Welt“ „Schöner Wohnen“ sind aktuell bedroht. Heute demonstriert der seit 25 Jahren bestehende Traditionswagenplatz „Wem gehört die Welt“ um gegen den Verkauf des Grundstückes durch die Stadt zu wehren.

Wohnraum ist eine Lebensgrundlage nicht nur für Reiche.
Sozialwohnungen im Gerling-Quartier.
Die Wagenplätze bleiben!