Themroc, 1973, 113min
Montag, 30.05.2016, 20h in der Zülpi290
Themroc kotzt der Alltagstrott an. Deshalb geht er nicht mehr zur Arbeit, zerlegt seine Wohnung, reißt die Wände ein und lebt ab sofort als Höhlenmensch in seinem Wohnblock in Paris. Bald machen es ihm andere nach….
Dazu ein Ausschnitt aus dem Text „Das Ende der Interessenvertretung. Faraldo’s Themroc“
von Marta Jecu und Jose Manuel Gomes Pinto
Der Film ist ein eindeutiges Echo auf die Theorie und den Aufruhr der Situationistischen Internationale (gegründet 1957) und der revolutionären Bewegungen des Mai 1968 in Frankreich, als Millionen Menschen öffentliche Orte, Universitäten und Fabriken besetzten, Paris mit Graffiti Slogans gegen das Bürgertum eindeckten, sich von überwiegend situationistischen Ideen inspirieren ließen.
Als politischer Film macht Themroc ein ästhetisches Statement durch die folgerichtige Umkehr der sozialen Ordnung, des Gleichgewichts und des Fortschritts. Chaotisch, aber auch nostalgisch, scheint Themroc auf der Suche nach einer verlorenen und zeitlosen Weise des Menschseins zu sein, das über Vandalismus und scheinbarer Rückkehr zum Chaos neu geschaffen wird, und in dem die Einzelnen nicht mehr einem System unterworfen sind, dass ihnen zutiefst abgeneigt ist.
Kannibalismus wird zum üppigen Festessen, Wohnen zum instinktiven Leben in der Höhle, bis in der letzten Szene eine Art Trümmerwesen in Szene gesetzt wird, in einer fortschreitenden Absage an sich selbst, seine Lebensumgebung und deren Darstellung. Diese schlummernden und authentischen Erinnerungen an einen unverfälschten Zeitpunkt, jenseits der Interessenvertretung, gehört zu einer Zeit „Danach“. Konkret weist dieses „Danach“ auf die Möglichkeit hin, eine etablierte und dominante neo-liberale Ordnung, deren Mittel zur selbstkritischen Auseinandersetzung nicht mehr aufzufinden sind, zu überwinden.
Im Film entwickelt sich die Strategie der Befreiung über einen Angriff auf die Architektur der direkten Lebensumgebung. Die Zerstörung und Umwandlung von Raum wird von einer sexuellen Revolution begleitet, deren Zerrüttung von bürgerliche Familienwerten ansteckend ist. Von der Nachbarschaft bis zur Opposition werden alle von dieser chaotischen Performance angezogen.
Wir zeigen jeden Montag gegen 20Uhr Filme, als Teil des sozialen Zentrums in der besetzten Zülpicherstr. 290. Unser momentanes Lieblingsthema ist global und lässt große und kleine soziale Bewegungen sprechen, die vorgestern, gestern und heute in der Stadt, auf dem Land und dazwischen für ihren Wohn- und Lebensraum kämpfen, Alternativen zur neo-liberalen Stadtentwicklung leben, in Landkonflikte involviert sind, sich organisieren und gegen Räumungen und Verdrängung zur Wehr setzen und sich oft ihren Lebensraum in direkten Aktionen wieder aneignen. Es gibt weltweit viel Bewegung, und auch unsere kleine und motivierte Kölner Besetzungsbewegung ist ein Teil davon.
Das kleine Kino in der Zülpi ist außerdem für alle da. Sprecht uns an, wenn ihr selber mal einen Film zeigen möchtet: wohnraum@autistici.org
Wir haben das Equipment und ihr bringt den Film mit!