Warum geht die Sanierung der Zülpicherstr. 290 nicht voran? Was ist da los?

Gestern haben wir einen kleinen Glühweinstand vor der Zülpicherstr. 290 aufgebaut und uns den Fortschritt der Sanierungsarbeiten vor Ort angeschaut. Bei dieser Gelegenheit haben wir mit einigen Leuten aus dem Viertel über den Stand der Sanierung geredet.

Die Befürchtung, dass in den letzten 5 Monaten gar nichts in beiden Häusern passiert ist, hat sich vorerst nicht bestätigt. Ein bisschen Staub und Mörtelgeruch liegt in der Luft, viele der Zimmer sind leer und entkernt. Entspannung ist trotzdem noch nicht angesagt…

Die Sanierung geht augenscheinlich äußerst langsam voran. In Anbetracht der Wohnungsnot und der Zustände in den Flüchtlingsunterkünften in Köln ist das beunruhigend. Es macht einen riesen Unterschied, in einigen Monaten oder in einigen Jahren in einer vernünftigen Wohnung wohnen zu können.

Da es ein öffentliches Interesse daran gibt, dass beide Häuser so bald wie möglich bezogen werden können, wäre es für die Hausverwaltung an der Zeit, den Zeitplan der anstehenden Sanierungsabschnitte der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Zur Situation haben wir gestern das folgende Flugblatt verteilt:

WOHNRAUM STATT INVESTORENTRAUM

Warum geht die Sanierung der Zülpicherstr. 290 nicht voran? Was ist da los?

Liebe Nachbarschaft, Anfang Juli 2016 wurde die Besetzung der Zülpicherstr.290/Joseph-Stelzmannstr. 2a beendet. Statt geschäftigem Treiben im Haus lässt sich bisher nichts erkennen, was auf eine ernst gemeinte Sanierung hindeutet.

Wir erinnern uns noch gut, wie Hausverwalter Joisten noch im Sommer darauf drängte, die Besetzung zu beenden, damit er mit den Sanierungsarbeiten beginnen könne – davon ist seit fast einem halben Jahr wenig sehen. Wollte die Hausverwaltung nicht in Eigenregie sanieren, da sie scheinbar die finanziellen Mittel dafür auftreiben konnte (es stand die Summe von 1.5 Mio. Euro im Raum). Wir würden also gut bezahlte Bautrupps erwarten, die beiden Häusern täglich einen immer ansehnlicheren Anstrich verpassen – aber auch die sind nicht zu entdecken.

Wir fragen uns, warum die Hausverwaltung bisher nicht in der Lage zu sein scheint, die Sanierung zügig durchzuführen?

Dazu fallen uns mehrere Szenarien ein…

1. Die Hausverwaltung ist gänzlich mit der Sanierung überfordert und hat das Ausmaß an anstehender Arbeit unterschätzt, weiß deshalb nicht mehr, wo ihr der Kopf eigentlich steht.

2. Die Hausverwaltung hat doch keine ausreichenden finanziellen Mittel und kann demnach auch keine Aufträge an Firmen vergeben.

3. Die Hausverwaltung will die Sanierungskosten so weit wie möglich drücken und saniert deshalb im wahrsten Sinne des Wortes alleine.

4. Die Hausverwaltung pokert und spekuliert auf Gewinnmaximierung. Dabei nimmt sie vertragliche Konventionalstrafen in Kauf, um den abgeschlossenen Vertrag mit der Stadt zu beenden und beide Häuser zu verkaufen – allen Beteuerungen zum Trotz, man wolle nur sozialen Wohnraum schaffen. Bei einem Verkauf würden die Strafen an die Stadt aus der Portokasse bezahlt werden können.

Punkt eins, zwei und drei lassen sich schnell lösen. Der Sanierung fehlt entweder Know-How oder ausreichende Finanzen oder beides. Das ließe sich gemeinsam mit uns und der Stadt lösen.

Der letzte Punkt wäre eine Kathastrophe!

Mal eben alle Beteiligten belogen und betrogen (siehe Hochglanzflyer von Joisten an die Nachbarn)! Ein weiteres Haus dieser Größe, in einem alteingesessenen Veedel, würde durch einen Verkauf (oder anderweitiger Vermietung) dem bezahlbaren Wohnungsmarkt entzogen. Die Zülpicher Straße 290 und die Joseph-Stelzmannstr. 2a wären nach jahrelangem Leerstand ein weiterer typischer Spekulationsfall in Köln!

Was können wir tun?

Die lange Besetzung der Zülpi wurde auch durch die Nachbarschaft ermöglicht und seit Beginn unterstützt. Deshalb sollten wir die Sanierungsarbeiten gemeinsam im Auge behalten und uns gegenseitig darüber informieren.

Wir können täglich die Baustelle beobachten und Präsenz und Interesse an den Baufortschritten zeigen, diese dokumentieren und unser Anliegen deutlich machen. Wenn sich abzeichnet, dass die Sanierung ausgesetzt wird oder beiden Häuser verkauft werden, können/müssen wir uns treffen, um gemeinsame Strategien zu entwickeln, die Presse hinzuzuziehen etc.

Den Hauseigentümern Joisten und Holtmann sollte ab jetzt klar sein, dass wir wachsam sind und gemeinsam im Veedel für diesen Wohnraum eintreten. Es gibt ein öffentliches Interesse daran, beide Häuser dem vereinbarten Nutzen zuzuführen. Joisten wird früher oder später verstehen müssen, dass er sein „Saubermannimage“ nicht aufrechterhalten kann, falls er die Vereinbarung nicht einhält. Auch potentiellen Käufern sollte klar sein, dass sie nicht erwünscht sind!

Unsere Kontaktmöglichkeiten

Email: wohnraum@inventati.org
Webseite: https://karti14.noblogs.org
Facebook: Kartäuserwall ist überall